Ein Radweg von Atzenbrugg nach Heiligeneich ist eine gute Sache: notwendig, zeitgemäß und unausweichlich. Aber die Opposition auszublenden und sich erst „kurz vor knapp“ der Kritik der BürgerInnen im Rahmen eines Infoabends zu stellen, ist ein demokratiepolitisches Desaster.
Leider keine Begeisterungsstürme
Nein, Begeisterungsstürme setzte der Infoabend zum Radweg am 17.10. im Festsaal der NMS wahrlich nicht frei. Was wohl u.a. daran gelegen sein mag, dass die ÖVP-Gemeindeführung gemeinsam mit dem Planungsbüro PIRO eine fix fertige Planung präsentierte – jedoch ohne Alternativen.
Auch beschränkte sich die „Bürgerbeteiligung“ bei diesem Infoabend auf ein „Bürger dürfen fragen und nicht mehr“. Denn es bleibt zu befürchten, dass die von den BürgerInnen geäußerten Einwände und Befürchtungen keine Berücksichtigung in der weiteren Planung finden werden. Alles andere wäre bei unserer ÖVP-Gemeindeführung „revolutionär“. Aber vielleicht passiert ja noch ein Wunder?
Spielchen à la ÖVP
Als „gelernte/r“ BürgerIn Atzenbruggs und vor allem als OppositionspolitikerIn kennt man das ja schon: zuerst wird im stillen Kämmerlein alles fixiert und dann erst die Info rausgegeben, um mögliche Kritik hintanzuhalten. Wie von uns schon vermutet und über unsere Facebook-Seite kommuniziert, wurde auch im Fall des Radweges so vorgegangen. Einige Tage vor dem Infoabend am 17.10. und vor der bereits Ende September fixierten Verkehrsverhandlung am 19.10. wurde bereits mit den Bauarbeiten am Hauptplatz in Heiligeneich begonnen. Markierungen wurden eingezeichnet und der Asphalt aufgeschnitten. Kein Wort darüber an den Gemeinderat, kein Wort an betroffene Interessensgruppen. Das hier nun so manche BürgerIn – um es höflich auszudrücken – verstimmt ist, sollte die schwarze Gemeindeführung eigentlich nicht weiter verwundern.
„Guter Bulle – böser Bulle“
Eloquent führte der Planer, Herr Pigisch, durch die Radwegeführung vom Sparkassenplatz in Atzenbrugg bis zum Einkaufszentrum in Heiligeneich. Viele anwesende BürgerInnen hatten aber den Eindruck, dass der Planer auf Fragen oder Einwände oftmals etwas zu schnippisch antwortete. Auch auf angesprochene mögliche Alternativrouten wollte er nicht eingehen bzw. war es wohl von Beginn an Vorgabe der ÖVP-Gemeindeführung, nur eine einzige Wegeführung zu präsentieren und zuzulassen. Der neben dem Planer sitzende Vizebürgermeister zeigte sich gegenüber den Bedenken des Publikums eher verständnislos.
Auf der anderen Seite konnte man über eine anwesende geschäftsführende ÖVP-Gemeinderätin nur staunen, welche „voller Verständnis“ gegenüber den Einwänden der BürgerInnen war und plötzlich sogar das Überprüfen von möglichen Alternativen in den Raum stellte. Das war nicht mehr als ein „netter Versuch“, wie viele meinten, ist doch die gesamte ÖVP-Gemeindeführung natürlich bestens über den Radweg informiert.
Diese Teile des Radweges sorgen für Unmut
… in Atzenbrugg
- Es kommt zwar eine markierte Radfahrerüberfahrt über die Bahnhofstraße (vom Sparkassenplatz zum sogenannten Rödl-Parkplatz), anschließend wird es aber keine Radfahrerüberfahrt über die stark befahrene B43 geben. Von den Planern ist lediglich vorgesehen, dass RadfahrerInnen ca. 15 m nord-westlich des existierenden Schutzweges die Straße ungeschützt queren oder aber den Schutzweg selbst benützen – zu Fuß und das Fahrrad schiebend. Ein Verlegen des momentanen Schutzweges, um eine kombinierten und geschützten Übergang für Fußgänger und Radfahrer zu ermöglichen, ist wegen fehlender Breiten laut Planer nicht möglich.
- Radwegeführung auf der Seite des Gemeindeamts Richtung Heiligeneich auf der B43 mit einer Breite von ca. 3,5 m und einem Abstand zu den Ausfahrten von ca. 1,5 m. Sechs Längsparkplätze fallen somit vom Gemeindeamt bis zur Einfahrt Adegmarkt weg.
- Der gebrachte Vorschlag, alternativ den Radweg entlang der B43 auf der Seite der Schlossmauer zu führen, geht sich laut Planer von den nötigen Breiten her nicht aus, genauso wenig würde sich auch eine Querung für den Radweg auf Höhe der Bgm. Haselmanngasse ausgehen. Somit rückt auch der hier längst fällige Schutzweg über die B43 für die Anrainer der Bgm. Haselmanngasse in weite Ferne.
… im Freiland zwischen Atzenbrugg und Heiligeneich
- Zwischen Atzenbrugg und Heiligeneich soll der Radweg mit ca. 2,3 m Breite geführt werden. Grundstückszukäufe konnten nicht abgewickelt werden, daher wird der Weg auf dem vorhandenen Grund erweitert. Ob dabei die 12 Birken, die sich entlang der B43 befinden, gefällt werden müssen, wurde von der Gemeindeführung nicht klar beantwortet. Kein gutes Zeichen für den Erhalt der Bäume.
… in Heiligeneich
- Der Radweg, der in Heiligeneich ab dem Ortseingang über die Julius-Raab-Straße, entlang der VS und NMS Richtung Kirche geführt wird, stoppt abrupt bei der Kirchenmauer und beginnt auf der anderen Seite der Kirche bei der Bibliothek am Hauptplatz wieder. Näheres dazu später in diesem Artikel.
- Auch die Radwegeführung am Hauptplatz entlang des „Hilfswerk“-Wohnblocks gegen die Fahrtrichtung mit gleichzeitigem regen Verkehr durch Anrainer, Dienstfahrzeuge und Pizzeria-Kunden wird kritisch gesehen.
- Der jetzt schon unübersichtliche Schutzweg über die B43 zwischen Ronni’s Pizza und Raiffeisenbank am Hauptplatz soll zukünftig auch Teil des Radweges sein und zum Einkaufzentrum leiten. Hier braucht es bauliche und sicherheitstechnische Maßnahmen, um den Schutzweg für Fußgänger und Radfahrer zukünftig sicherer zu machen.
Führt der Radweg durch das Kirchengelände – oder doch nicht?
Für besonders viel Aufregung im Publikum sorgte der Umstand, dass der Radweg laut Planung zwar nicht über das Kirchengelände in Heiligeneich geführt wird, de facto jedoch schon! Das Planungsbüro lässt den Radweg nämlich bei der Kirchenmauer/Nähe NMS enden und ihn bei der Bibliothek am Hauptplatz wieder starten bzw. umgekehrt.
Bemerkenswert dabei ist: Nachdem schon vor einigen Monaten Infos zur geplanten Wegeführung über das Kirchengelände durchsickerten (siehe auch Machbarkeitsstudie Büro PIRO vom September 2021) und viele BürgerInnen und auch der Pfarrgemeinderat sich dagegenstemmten, musste sich die Gemeindeführung „erfinderisch“ zeigen. Das Ergebnis ist ein Radweg, der offiziell bis zum Rand des Kirchengrundstück, aber nicht mehr direkt über das Kirchgengelände führt.
Und wie werden die RadfahrerInnen das Kirchengelände nun wohl passieren? Es umfahren? Absteigen und schieben? Langsam durchfahren? Durchzischen? Rücksicht nehmen auf stattfindende Hochzeiten, Erntedankfeste, etc.? Fragen, um die sich jetzt die Kirche bzw. der Pfarrgemeinderat kümmern darf. Ein wahrlich feiner Zug unserer Gemeindeführung.
Wie man in den Wald hinreinruft …
Dass der Umgang der ÖVP-Gemeindeführung mit den BürgerInnen mehr als verbesserungswürdig ist, zeigt sich nicht nur daran, dass man die Bevölkerung bei der Radwegeplanung nicht mitarbeiten ließ, sondern auch an der Tatsache, dass für den Radweg notwendige Grundstückskäufe nicht erfolgreich durchgeführt werden konnten. Denn, liebe ÖVP, wie sagt schon ein altes Sprichwort? „Wie man in den Wald hineinruft, so kommt es zurück!“